Kaffee – eine Kulturgeschichte des Lieblingsgetränks
Ob Kafi-Crème, Kaffee Pflümli oder die Schale – egal, welche Kaffeespezialität der persönliche Favorit ist. Kaffee zählt zu den beliebtesten Heißgetränken in der Schweiz genauso wie in Deutschland. Im Jahr 2022 wurden in der Schweiz 91.000 Tonnen verbraucht, das entspricht einem Pro-Kopf-Verbrauch von 9 Kilogramm.
Anlässlich des schweizerischen Nationalfeiertages lohnt sich ein Blick auf die eidgenössische Kaffeegeschichte – sie reicht von den Zuckerbäckern aus Graubünden über literarische Kaffeesätze bis hin zum Zürcher Café Odeon, einem sicheren Hafen für zahlreiche im Exil lebende Schriftsteller, Künstler und Politiker.
Eine süße Erfolgsgeschichte in Europa
Ein kulinarischer Exportschlager in Europa sind die zahlreichen Cafés der Zuckerbäcker aus dem Engadin. Viele Zuckerbäcker – „ils pastiziers“ wie sie auf Rätoromanisch heißen – entflohen dem Hunger im Engadin, Puschlav, Bergell, Münster- und Albulatal oder aus den Landschaften Davos und Prättigau.
In der Ferne fanden sie ihr Glück. Über 14 000 Zuckerbäcker aus allen Dörfern und Talschaften Graubündens wanderten aus. In 1366 Städten Europas waren die Bündner Zuckerbäcker die ersten, die Café-Konditoreien eröffneten – in schlossähnlichen Sälen mit Kerzenleuchtern und Stuckaturen servierten sie Kaffee und Kuchen.
Zu den erfolgreichsten Auswanderern zählte Johann Josty (1773–1826) aus Sils. Er gründete 1796 die Zuckerbäckerei Johann Josty & Co, die ab 1880 am Potsdamer Platz eine Filiale eröffnete.
Der Schriftsteller Erich Kästner war häufig Gast in „seinem lyrischen Büro“, wie er das Josty bezeichnete. Hier schrieb er sein Kinderbuch „Emil und die Detektive“ und setzte dem Bündner Café ein literarisches Denkmal.
Denn der Taschendieb Grundeis bestellte im Café Josty Eier im Glas. Gegenüber dem Café, hinter einem Zeitungskiosk versteckt, sprach Gustav mit der Hupe den Hauptprotagonisten Emil Tischbein an, der sich beim Beobachten des Diebes die Frage stellte: „Warum musste er sich hinter dem Zeitungskiosk verstecken, als wäre er selber der Dieb und nicht der andere? Was nützte es, dass er wusste, der Mann saß im Café Josty an der Kaiserallee? Wenn der Kerl jetzt aufstand, konnte die Rennerei weitergehen. Blieb er aber, dann konnte Emil hinter dem Kiosk stehen, bis er schwarz wurde.“
Weitere wichtige Adressen in Berlin war das Café Stehely in der Charlottenstraße, unweit des Gendarmenmarktes. Hier gingen Karl Marx und Friedrich Engels genauso ein und aus wie Protagonisten der Märzrevolution von 1848 in Berlin und Preußen.
In Palermo wurde 1898 das Caffé Caflisch eröffnet. Giuseppe Tomasi di Lampedusa schrieb dort Passagen seines Epochenromans „Il Gattopardo“. Die Geschichte dieser erstklassigen Adresse des Bündner Zuckerbäckerhandwerks ist in der wunderschönen CD „Caffé Caflisch des Bündner Liedermachers Linard Bardill und des sizilianischen cantautore Pippo Pollina verewigt.
Kultur und Kaffeekunst
Bildhauer Alberto Giacometti tauschte sich ab 1939 im Café de Flore (Boulevard Sainte-Germain) regelmäßig mit Jean-Paul Sartre aus, nachdem Giacometti ihm beim Bezahlen, weil der Philosoph sein Geldbeutel vergessen hatte. Der Expressionist Ernst Ludwig Kirchner wählte nach seiner Übersiedlung 1917 nach Davos häufig das Bildmotiv Café für seine Gemälde.
Gemälde „Zwei Damen im Café“ (1927) von Ernst Ludwig Kirchner, das im Kirchner-Museum in Davos ausgestellt wird. © Kirchner Museum Davos / Fotograf Stefan Boesch)
Auch das Basler Architekturbüro Herzog & de Meuron setzte einen architektonischen Meilenstein. Mit ihrem 2013 eröffneten Volkshaus in Basel kombinierten sie die Originalstruktur der Räume aus den 1920er Jahre mit neuen Innendesignmobiliar und Glasfenstern vom deutschen Künstler Imi Knoebel. Kurzum: Die Gäste erleben moderne Kaffeehausarchitektur in Kleinbasel.
Kaffee und Literatur
Das Kaffeehaus, so schrieb Thomas Mann, der in Kilchberg im Kanton Zürich beerdigt ist, in seiner Novelle „Tonio Kröger“ (1903), „ist (ein) neutrales, vom Wechsel der Jahreszeiten unberührtes Gebiet“. Es stellt gleichsam „die entrückte und erhabene Sphäre des Literarischen dar, in der man nur vornehmerer Einfälle fähig ist.“
Was wäre die Literatur ohne die Kaffeehäuser – wahrscheinlich viel ärmer. Einen Ehrenplatz nimmt das Zürcher Café Odeon – hier am Zürcher Bellevue wurde Geschichte geschrieben und war ein Ort der Emigranten – in meinem Kaffeebuch „Schwarzes Gold“ ein, dem gleich mehrere Kaffeesätze gewidmet sind. Das Zürcher Café Odeon – das im Jugendstil errichtete Kaffeehaus nach Wienerischem Vorbild eröffnete am 1. Juli 1911 – war ein Archipel des Geistes, ein Laboratorium der Literatur. Es war der Lieblingsort von Homo-Faber-Autor Max Frisch.
Frisch saß an seinem Tisch und rauchte genüsslich seine Pfeife. Frisch, der damals noch als Architekt tätig war – 1943 gewann Frisch den Architekturwettbewerb für das Freibad Letzigraben -, lauschte 1948 einem Gespräch im Café Odeon: „Gestern vormittag im Odeon höre ich, wie jemand am Nebentisch meinen Namen sagt, viel Genaues höre ich nicht, sehe aber, daß der Mann, der mich persönlich nicht kennt, mit dem Namen einen deutlichen Haß verbindet, nicht nur Geringschätzung, sondern Hass. Soll ich mich vorstellen?“.
Des Weiteren notierte er unter der Ortsangabe „Café Odeon“ auch welthistorische Ereignisse. So vermerkte Frisch im Tagebuch, dass die „Teilung Deutschlands, seit Kriegsende vorhanden, nun verkündet und vollstreckt (sei) – es liest sich wie die Exposition eines Dramas.“ Neben dieser Tagebuchnotiz aus dem Jahr 1948 spielte Kaffee auch in Frischs anderen Werken eine große Rolle. In seiner Autobiografie Montauk schrieb Frisch: „Ich erinnere mich an die Sensation, dass man Kaffee aus Eicheln machen kann. Alleine in seinen Tagebüchern wählte Frisch regelmäßig die Kapitelüberschriften „Café Odeon“ und „Café de la Terrasse“.
So erfahren wir, dass er auf der Terrasse im Jahr 1946 Notizen zu seinem Roman „Andorra“ verfasste. „In Andorra lebte ein junger Mann, den man für einen Juden hielt“, so notierte er diese Zeilen im Café de la Terrasse unter dem Begriff „Der andorranische Jude“. Alleine in seinem Roman „Stiller“, der ihm zum literarischen Durchbruch verhalf, kommt Kaffee häufig vor: „Endlich kochte der Kaffee in der Glaskugel, der Dampf pfiff“ oder „Man merkte es erst nach und nach, dass er im Kaffeehaus und auch sonst, wo man Stiller zu treffen pflegte, ausblieb.“
Ebenfalls verewigt sein Zeitgenosse Friedrich Dürrenmatt, der am liebsten in der Bibliothek seines Wohnhauses in dem romantischen Tal Vallon de l´Ermitage seinen Kaffee trank und Bücher von Wieland und Lessing las, in seinen Werken häufig das Getränk. Ein Kritiker schrieb: „Bei Dürrenmatt sei der Kaffee etwas Wichtiges, damit werde immer wieder vergiftet, er sei gleichsam eine bürgerliche Geheimwaffe.“ So gehörte der Griff nach einer gut riechenden Tasse Kaffee in seinen Krimis für den Dramatiker selbstverständlich dazu. In „Das Versprechen“ sagte der pensionierte Kommandant: „Der heiße Kaffee besserte unsere Stimmung nicht.“ Eine weitere Gewohnheit seiner Figur war um vier Uhr mittags der „Kaffee Partagas“, „wie der Kommandant seine Passion nannte, zum Espresso eine Havanna zu rauchen.“
In seinen Erinnerungen erzählte Dürrenmatt, dass er in einem Wiener Café, das in der Zürcher Schauplatzgasse 32 lag, an den Vormittagen „Nietzsche las. Eine lederbezogene Bank der Fensterreihe entlang, runde Marmortische, vor mir eine „Schale Gold.“.
„Wenn ich zwei Menschen zeige, die zusammen Kaffee trinken und über das Wetter, über die Politik oder über die Mode reden, (…) so ist dies noch keine dramatische Situation und noch kein dramatischer Dialog. Es muss etwas hinzukommen. (…) Wenn der Zuschauer etwa weiß, dass in der einen Kaffeetasse Gift vorhanden ist, oder gar in beiden, so dass ein Gespräch zweier Giftmischer herauskommt, wird durch diesen Kunstgriff das Kaffeetrinken zu einer dramatischen Situation“, sagte Dürrenmatt in seinem Vortrag „Theaterprobleme“, den er ab Herbst 1954 mehrfach hielt.
Diese theoretischen Grundzüge versuchte er in seiner Komödie „Die Ehe des Herrn Mississippi“ literarisch umzusetzen. Dieses Stück feierte im März 1952 Premiere an den Münchner Kammerspielen und Kaffee spielt eine Hauptrolle. In dieser Komödie verfolgen vier Männer fanatisch ihre Ziele und lieben dabei ein und dieselbe Frau, die letztendlich alles in der Hand hat. Die banale Alltäglichkeit des Kaffeetrinkens erhält durch das zuckerähnliche Gift, das die Figuren einander unbemerkt in den Kaffee rühren, seine Dramatik.
Auch beim Schweizer Dramatiker und Autor Lukas Bärfuss, der 2019 den Büchner-Preis erhielt, spielt Kaffee immer eine wichtige Rolle. Der Thuner errang mit seinem 2008 veröffentlichten Roman „Hundert Tage“, in dem er über den Völkermord in Ruanda schrieb, seinen Durchbruch. In Kigali wütete im April 1994 der Mob. David, ein Mitarbeiter der Schweizer Entwicklungshilfe, versteckt sich hundert Tag in seinem Haus. Kaffee, einer der wichtigsten Exportgüter des ostafrikanischen Landes, darf in diesem Buch nicht fehlen. An diesem Exportgut Nummer 1 hat Deutschland einen großen Anteil. Denn das Königreich Ruanda gehörte zwischen 1885 und 1916 zu Deutsch-Ostafrika. Der Kaffeeanbau wurde von Ethnologen und Afrikaforscher Richard Kandt, dem Entdecker der Nilquelle und ab 1907 offizieller Vertreter des deutschen Kaiserreiches in Ruanda, massiv gefördert.
Im Roman „100 Tage“ erfährt der Leser mehr, wie volatil die Kaffeepreise sind und welche Auswirkungen Preisentwicklungen auf die Erzeugerländer haben. „Es war der Verfall der Kaffeepreise, der uns die größte Sorge bereitete. Die Amerikaner hatten das internationale Exportabkommen gekündigt. Im Kalten Krieg wollten sie mit hohen Preisen verhindern, dass die Kaffeebauern zu den Kommunisten überliefen“, schrieb Bärfuss über die ersten Wochen von David in Kigali. „Am Ende des Jahres erhielten die Bauern noch halb so viel wie im Januar, lächerliche siebenundvierzig Cent, und nach und nach gingen alle vor die Hunde. Zuerst die Bauern, dann die Röster, und schließlich die Exportfirmen. Woraus bestand denn die Ökonomie dieses Landes? Aus fünfunddreißigtausend Tonnen Kaffee. (…) Die Weltbank hat die Regierung gezwungen, die Währung um vierzig Prozent abzuwerten, (…) der Kaffee bringt weniger als Kuhmist.“
In Bärfuss´ Roman „Hagard“ beschreibt er einen Mann, der eine unbekannte Frau stalkerhaft beobachtet und verfolgt. Kaffee spielt beim Voyeur eine wichtige Rolle, der die Unbekannte bis in einen Vorort verfolgt. Bärfuss schafft mit kurzen Sätzen ein Erzähltempo, das jede Sekunde des Verfolgens den Leser fesselt. Im Bahnhof weiß der Mann, dass es „guten schwarzen Brühkaffee“ gibt, „ein starkes Tonikum“. Die Menschen mit ihrer ameisenhaften Geschäftigkeit werden durch Zufälle und Verkettung von Ereignissen aus der Bahn geworfen. Sie trinken ihren Kaffee vom Kroaten, der sich als Italiener vermarktet, ihn für „vier achtzig weißen Schaum verkauft“. Dazu verkauft er seinen Gästen aber zusätzlich noch „die Illusion des Mezzogiornos, den Geschmack des Südens“.
Einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Theaterautoren und Kurator des 14. Literaturfests München (15. November bis 3. Dezember 2023) hat vor kurzem sein Buch „Die Krume Brot“ veröffentlicht. Kaffee spielt auch bei Adelina, der Zentralgestalt des Romans, eine wichtige Rolle. Die Tochter italienischer Einwanderer arbeitet in den 1970er Jahren in einer Zürcher Suppenfabrik.
An einem Novemberabend saß Adelina mit Salvatore „nach Arbeitsschluss in der Halle des Hauptbahnhofs, tranken einen Kaffee, plauderten eine Stunde oder zwei, und danach nahm Adelina den schönen Mann mit nach Hause.“ Dann „unterlief Adelina ein Fehler, für den sie ihr Leben lang bezahlen sollte.“ Salvatore, unter Freunden Toto genannt, ist der Mann aus dem Mezzogiorno, in den sich Adelina verliebt und von ihm schwanger wird. Das Hamsterrad der Armut beginnt zu rotieren.
Revolutionäres Koffein
Stefan Zweig schrieb im November 1918 in seine Tagebücher über sein Exil in Zürich, der Stammgast im Odeon war und dort Schach spielte. Das Odeon war ein „Sammelplatz, eine Heimat der Refractäre, Revolutionäre, Deserteure“. Für den österreichischen Autor war das Kaffeehaus am Bellevue eine „Insel“.
Für europäische Kriegsgegner ist die Schweiz ein freies Land, in dem sich viele Exilanten tummeln. Einer von ihnen ist Wladimir Illjitsch Uljanow, der sich selber Lenin nannte. So richtig warm wurde Lenin nie mit der Schweiz. Eines beeindruckte ihn jedoch sehr: das schweizerische Bibliothekswesen. Er las, las und las und war in den Büchereien der Städte, in denen er sich aufhielt, Stammgast. Auf Basis der Lektüre konnte Lenin hier an seinem Buch „Der Imperialismus als höchste Stufe des Kapitalismus“ ungestört schreiben.
Ab 1914 hielt sich Lenin in Bern auf. Er las viel und ging sehr gerne ins Volkshaus Café. Als in Bern im März 1915 eine internationale sozialistische Frauenkonferenz tagte, saß Lenin im Volkshaus Café und entwarf eine Schlussresolution. Zwei Jahre später zog Lenin nach Zürich. An der Limmat hatte er zwei bevorzugte Adresse: der Lesesaal der Zentralbibliothek und das Café Odeon. In den Cafés der Stadt hielt sich Lenin sehr gerne auf, um russische Exilanten und Sympathisanten zu treffen und über weltanschauliche Dinge zu diskutieren.
So schrieb seine Frau Nadeschda Krupskaja in ihren „Erinnerungen an Lenin“ über ein solches Treffen im kleinen Zürcher Café „Zum Adler“: „Lenin sprach über die gegenwärtige Lage und formulierte alle Fragen sehr scharf. Obgleich lauter Internationalisten versammelt waren, waren die Schweizer von dieser scharfen Fragestellung sehr verwirrt.“
Im Odeon studierte er nicht nur stundenlang die internationale Presse, sondern traf dort auch den Schweizer Kommunisten Fritz Platten, der für Lenin nach der russischen Februarrevolution 1917 die Rückkehr aus dem Exil organisieren sollte.
Hier verhandelte er mit deutschen Gesandten über die Modalitäten für die Sonderfahrt der Kommunisten nach Petrograd, so hieß die Hauptstadt seit 1914. Der deutschen Gesandtschaft in Bern formulierte Lenin die Bedingungen an die deutsche Seite: Keine Mitsprache bei der Auswahl der Personen, keine Kontrollen, Durchfahrt so schnell wie möglich, normaler Fahrkartentarif, zudem muss der Waggon exterritorial sein. Am 17. März 1917 schrieb Lenin an eine russische Genossin: „Wir fürchten, dass es uns sobald nicht gelingen wird, aus der verfluchten Schweiz herauszukommen.“
Doch plötzlich ging alles sehr schnell. Fritz Platten, der Parteisekretär der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz, wurde der Reiseleiter der mission impossible mit den „hervorragenden Revolutionären“, wie der damalige deutsche Gesandte in Bern, Gisbert Freiherr von Romberg, schrieb. Im Café Zähringerhof (Mühlegasse 17) trafen sich am 9. April 1917 32 Frauen, Männer und Kinder bevor sie sich auf den Weg zum Zürcher Hauptbahnhof machten. Unter ihnen war auch Lenin mit zerbeultem Hut, abgewetztem Mantel und klobigen Bergschuhen. Gemeinsam mit seiner Frau Nadeschda Krupskaja bestiegen sie den Zug, der sie quer durch Deutschland über Schweden nach Russland brachte. Lenin unterzeichnete im Café Zähringerhof eine Vereinbarung gegenüber der deutschen Seite: „Ich bestätige, […] dass ich die ganze politische Verantwortlichkeit für diese Reise ausschließlich auf mich nehme.“
Dieses Ereignis, die legendäre Fahrt im versiegelten Zug – mit dem Mythos der Fahrt in einem „plombierten“ Zug räumten Historiker später auf – durchs Deutsche Reich nach St. Petersburg, wurde von Stefan Zweig als eine „Sternstunde der Menschheit“ tituliert.
Weitere Aspekte der schweizerischen Kaffeegeschichte
Der Schweizer Staat verfügte im 19. Jahrhundert über ausgedehnte Handelsverbindungen und war wichtiger Partner der imperialen Expansionspolitik der Kolonialmächte. Auch wenn die Schweiz keine Kolonien hatte, operierten die Schweizer wirtschaftlich im Einklang mit den Kolonialmächten. Sie profitierte als wirtschaftliche Trittbrettfahrerin von der militärischen Aneignung von Land und Ressourcen.
Foto: Das Basler Münster, das im romanisch-gotischen Stil errichtet wurde.
Doch auch als Nicht-Kolonisator stellte die Schweiz Seemächten wie Portugal und Schiffe zur Verfügung, die wiederum Sklaven – die Grundlage der karibischen Plantagenökonomie – in die Karibik und nach Südamerika transportierte. Auch die größten Kaffeehandelshäuser haben ihren Sitz in der Schweiz. Mehr Klarheit über die Funktion der Schweiz in der Kolonialgeschichte brachte der Schweizer Historiker, Politiker und Kabarettist, Hans Fässler.
Für sein 2003er Kabarettprogramm „Louverture stirbt 1803“ recherchierte Fässler ausführlich und beschäftigte sich ausführlich mit der Rolle der Sklaverei auf Haiti und die schweizerische Beteiligung.
Genauso wie über die schweizerischen Verbindungen zu den Kolonialmächten fehlt auch über das Caffé Verbano in Ascona am Lago Maggiore eine umfassende historische Aufarbeitung. Hier trafen sich nicht nur die Schriftsteller Hermann Hesse und Erich Maria Remarque, sondern das Café war auch der Ort der ersten Ausstellung der Künstlervereinigung „Der Große Bär“. Marianne von Werefkin war für die erste Schau im Jahr 1924 im Caffé Verbano die treibende Kraft.
Weitere Schlaglichter aus der eidgenössischen Kaffeegeschichte und kulturgeschichtliche Ereignisse sind in meinem Kaffeebuch „Schwarzes Gold – Kaffeegeschichte(n) oder wie eine kleine Bohne die Welt veränderte“ enthalten. Dieses Sachbuch ist im FAZ-Buchverlag (ISBN 978-3-96252-152-4; Preis: 22 Euro) erschienen. Weitere Informationen auf: www.fazbuch.de/produkt/schwarzes-gold/