Kaffeemusik – von Jazz bis Rock…

In der Welt der Musik gibt es viele Audioaufnahmen mit Kaffee im Text. Doch es stellen sich ungefilterte Fragen:

  • Was ist der beste Kaffeesong?
  • Welche Musik passt am besten zum Kaffee trinken?
  • Welche Musik über Kaffee müssen Radios spielen und die besten DJs auflegen, um ihren Hörern viel Energie für den Tag zu schenken?

Die folgende „Music Route“ schlägt einen Bogen von der Schweiz über Italien bis in die USA. Für diese „Coffee World Tour“ komponierten die weltbesten Interpreten Noten. Die Vielfalt eröffnet jedem Liebhaber des 4/4-Taktes die eigene „Hall of Fame“ zu erstellen mit den Bands und Interpreten aus den persönlichen Kaffee-Charts. Fraglich bleibt, welchen Anteil der Kaffeekonsum letztlich an den musikalischen Werken hatte. Die Setlist mit den „Rock-around-the-coffee“ – Favoriten bei meinem Kaffee-Konzert unplugged:

Jazzhaus Records (Freiburg) veröffentlichte im Jahre 2009 die CD „Caffè Caflisch“.

Guter Kaffee ist wie gute Musik – der Koffeingenuss für die Ohren

Ein Denkmal für die Kaffeehausmusik setzte das schweizerisch-italienische Liedermacherduo Linard Bardill und Pippo Pollina mit ihrem Album Caffè Caflisch. Dieses Konzeptalbum – alle zwölf Stücke  stehen in einer thematischen Beziehung zueinander – ist dem Graubündner Zuckerbäcker Christian Caflisch (1831 – 1897) gewidmet. Er gründete um 1900 in der Via Maqueda in Palermo sein eigenes Kaffeehaus.

Wie so viele Graubündner Zuckerbäcker (in der romanischen Sprache als „ils pastiziers“ bezeichnet) – z. B. gründeten die Gebrüder Josty aus Sils 1812 in Berlin das Cafè Josty, das in Erich Kästners „Emil und die Detektive“ einen literarischen Ehrenplatz erhielt – suchte auch Caflisch sein Glück in der Ferne.

Den Titelsong auf dem Album schrieb der sizilianische cantautore Pollina, der während seines juristischen Studiums stundenlang bei einem Espresso saß. Als Italiener liebt er den richtigen caffè („Quello giusto“). Aber, wie der Hörer im Titelsong erfährt, lässt er auch Nachsicht für andere Kaffeespezialitäten walten: „Per loro pure un cappuccino va bene se è Caflisch“ („Für Sie geht auch ein Cappuccino, wenn es bei Caflisch ist.“). Pollina las sehr gerne im Sizilien-Roman „Il Gattopardo“ – verfilmt 1963 mit Alain Delon und Claudia Cardinale – von Giuseppe Tomasi di Lampedusa, der Stammgast im Caffè Caflisch war. Ihm, dem großen Schriftsteller, widmet der Graubündner Bardill einen eigenen Song auf der CD mit dem Titel „En Leopard im Kaffi“: „Do an dem Tisch ischer gsässe/ e sfogliatella hät er gässe / in sine Gschichte isch er versunke“. Diese Mischung aus italienisch, rätoromanisch und schwyzerdütsch machen diese Lieder über die Heimat in der Fremde zu einem wahren Hörerlebnis.

Die Kaffee-Hits – die Best-of-Musik von Blues bis Rock in der Kaffeelounge

US-Rocker Eddie Vedder (Sänger und Gitarrist von Pearl Jam) sagte angeblich einmal: „Caffeine. The gateway drug“ – eine Schlagzeile kürzer als jedes unverwechselbare Gitarrenriff oder was halt Künstler im Showbusiness so reden. Unabhängig davon fand der Kaffee in allen Musikrichtungen Eingang in vokalen und instrumentalen Aufnahmen: So gibt es Einspielungen mit 12-Takt Bluesschema, als Jazz-Improvisationen oder als Rockhymnen – alle Musikformen schätzten den Kaffee. 1946 veröffentlichte    „Ol´ Blue Eyes“ Frank Sinatra seinen Coffee Song, in dem er den Kaffeeüberschuss Brasiliens thematisierte. Daher ist der Untertitel „They´re got an awful lot of coffee in Brazil“ wenig überraschend. Er behauptete scherzhaft, dass dort keine anderen Getränke erhältlich sind und stellt die Frage: „Why they put coffee in the coffee in Brazil?“. Für ihn ist Brasilien: „Coffee beans grow by the billions / So they´ve got to find those extra cups to fill“.

Der Erfolg stellte sich aber für „the Voice“ erst nach dem Coffee Song ein, da dieser Song in den amerikanischen Billboard Charts nur Platz 10 als höchste Platzierung erreichte. Vielleicht nahm er den Kaffeesong deshalb 1960 ein zweites Mal für seine Ring-A-Ding Ding – Platte auf und verschaffte dem Stück doch noch Popularität.

Rock-Poet Bob Dylan kommentierte seinen Literaturnobelpreis (2016) mit folgenden Worten:  „Songs muss man singen, nicht lesen.“. Bei dem Lied „One more cup of Coffee“ lohnt sich auf jeden Fall beides: singen und lesen. Dieses erschien auf seinem Album Desire aus dem Jahr 1976. Dylan wünschte sich nichts sehnlicher, als „One more cup of coffee for the road, one more cup of coffee ´fore I go“. Und diesen Wunsch nach einer weiteren Tasse Kaffee hatten auch viele weitere Musiker – von Bob Marley (One more cup of coffee), über Johnny Cash (A cup of coffee) bis hin zu Garbage (Cup of Coffee).

Bemalte Parkbank mit Noten, Gitarre und Drums unter dem Titel This Town rocks

Die irische Rockgruppe The Cranberries mit der genialen Stimme von Frontfrau Dolores O´ Riordan widmeten dem Kaffee sogar einen ganzen Tonträger (Wake up and smell the coffee, 2001; in Deutschland errang dieses Studioalbum Platz 7 als höchste Chartplatzierung).

Weißer Plattenspieler

Und die Jazz-Sängerin Ella Fitzgerald sang 1960 mit ihrer genialen Stimme „When all I do is pour Black Coffee since the blues caught my eye“. Dabei coverte sie den schon oftmals aufgenommenen Song „Black Coffee“ (Musik: Sonny Burke / Text: Paul Francis Webster; Jahr: 1948), den bereits Ray Charles einspielte. Wahrscheinlich ist „Black Coffee“ das wahrscheinlich am häufigsten gecoverte Lied über das Getränk. Nach Fitzgerald nahmen Musikgrößen wie The Pointer Sister, Sinéad O´Connor oder Marianne Faithfull ihre Version vom „schwarzen Kaffee“ auf.

 

Spannende Werke in der Kaffeemusik-Hitparade – die Noten der erfolgreichen Kompositionen

Die Pariser Kaffeehäuser im 18. Jahrhundert waren Orte, an denen tausende Chansons – viele mit politischem Inhalt – erstmals vor Publikum gesungen wurden. Eine wahre Hommage an das Getränk zelebrierte der französische Chansonnier Serge Gainsbourg (1928 – 1991). Auf dem Album „Gainsbourg Perscussions“ befand sich das schon häufig gecoverte Lied „Couleur Cafè“ („J´aime ta couleur café / (…) / Couleur Cafè que j´aime ta couleur cafè / Ich mag die Farbe Cafè / (….) / Wie schön zu schau´n ist doch die Farbe kaffeebraun“). Der eine besingt die Kaffeefarbe, der andere – der italienische Sänger Francesco Renga – ehrt mit „L´odore del caffé“ den verzaubernden Geruch. Dieser löst bei dem Musiker aus Udine – so schrieb der Sänger im März 2019 auf Twitter – „tiefe Erinnerungen, tägliche Rituale und süße Empfindungen“ aus“ („Ci sono cose come l´odore del caffè che scandiscono ricordi profondi, riti quotidiani e dolci sensazioni“).

Wandgemälde in Lyon

Wahrscheinlich wird in keinem anderen Land der Welt der Kaffee so geliebt, so begehrt und so lange besungen, wie in Italien. Nicht umsonst kommt in der Hymne „Viva l´Italia“ (1979) von Francesco De Gregori die Textzeile „L´Italia del caffè“ vor. Alles begann im Jahre 1918: Der Kellner, Giuseppe Capaldo, arbeitete im Caffè Portoricco in der Via Guglielmo Sanfelice im Herzen Neapels und schrieb den ersten Kaffeesong „A tazza é cafè“.   Die einen machen sich, wie Fiorella Mannoia, lustig, über ihren „alten“ Kaffeegeschmack.

Beim Festival della Canzone Italiana 1981 in Sanremo sang sie den Song „Caffè nero bollente“ („Ammazzo il tempo bevendo Caffé nero bollente“). Andere Musiker wie Lucio Battisti (Lied: Anna, 1970) und Biagio Antonacci (Lied: Buongiorno bell´anima, 2010) schwören auf den Kaffee am Morgen: „La mattina c´è chi mi prepara il caffè. Questo io lo so.“ (Battisti) und „Cosa fai, già dammi il tempo di un caffé“ (Antonacci).  Der erfolgreichste Rockmusiker Italiens der Gegenwart, Vasco Rossi, fragt Toffee (1985) – die Frau gab dem Lied seinen Titel -, ob sie „ha preparato il caffè?“.

Der Bluesgitarrist Pino Daniele, und wie es für einen Neapolitaner auch nicht anders sein kann, zollte dem Kaffee Tribut und zwar auf polemische Weise.

Wichtig ist zu wissen, dass ein Neapolitaner, wenn er „´a tazzulella e´caffè“ bestellt, immer einen caffè in der Espressotasse meint. In seiner 40-jährigen Karriere schrieb er das Lied „Na tazzulella ´e cafè“ mit der schönen Zeile „e invece e c´aiuta c´abbofano è cafè“ (… „aber stattdessen und das hilft uns, gibt es ein cafè“). Auch der größte Liedermacher Italiens, Fabrizio De André, sang 1990 über einen Gefängniswärter und einen Insassen, Don Raffaè, auf neapolitanisch. Er kritisierte zwar die Zustände in italienischen Gefängnissen, aber zeigt auch einen Lichtblick auf: „A che bell´ò cafè pure in carcere, o sanno fa“ („Ach was für ein Kaffee, auch im Knast wissen sie, wie man ihn macht“).

Das Konzert der Kaffeehausmusik-Legenden

Immer wieder wurden einzelne Kaffeehäuser, wie z. B. das Caffè Caflisch, musikalisch auf Vinyl festgehalten. Der einflussreiche Blues-Sänger Mississippi John Hurt nahm 1966 seinen Song „Coffee Blues“ auf. Wie es in Bluestexten nicht unüblich ist, sind die Strophen in Ich-Form verfasst. Seine markante Stimme erzählt mit einer Melodie bestehend aus zahlreichen Blue Notes:  „This is the Coffee Blues, I like a certain brand, Maxwell´s House, it´s good till the last drop“ und sein virtuoses Fingerpicking-Gitarrenspiel verzaubern.

Rock´n Roll Musiker, Buddy Holly, veröffentlichte auf seinem Album Giant (1969) den Song „Smokey Joe´s Cafe“ und seine weiblichen Gäste.

Don Henley, Glenn Frey und Joe Walsh von der amerikanischen Country Rock-Band The Eagles besangen auf ihrem „The Long Run“-Album (1979) mit ihrem typischen-Eagles Sound „The sad cafe“ („And I remember the times we spent inside the sad cafe. Oh it seemed like a holyplace“).

Die Gitarrengötter im Kaffeerausch

Eine Kaffeebar verewigte „Slowhand“ Eric Clapton in seinem „The Coffee Song“ mit Gitarrenriffs. Zusammen mit Jack Bruce und Ginger Baker gründete der Gitarrist Clapton die britische Band Cream: There´s a full time reservation made in a bar at the railway station (…) You said how the coffee tasted so fine.“ (1966; Debütalbum: Fresh Cream).

Das achte Lied auf dem Debutalbum der Dire Straits (1978) heißt „Wild West End“. Das Werk ist ein „Dankeschön mit Taktgefühl“ von Mark Knopfler an die Angelucci´s Bar, die in Soho im Londoner West End liegt und er selbst Stammgast war: „Stepping out to Angellucci´s for my coffee beans“.

Der ehemalige Kopf, Komponist und Gitarrist der britischen Gruppe The Kinks, Ray Davies, veröffentlichte in seiner Solokarriere den Song „Working    Man´s Café“ (2007).

Die Musik-Zugabe mit Feuerzeug

Auch der Boss – dieses Mal ohne Verstärkung durch die legendäre E-Street-Band – gab mit „Sleepy Joe´s Café“ im Jahr 2019 seinen Fans ein Rätsel mit nach Hause. Seitdem spekulieren sie, welche Bar der Rocksänger und Songschreiber Bruce Springsteen meinen könnte. Der Hörer erhält zumindest ein paar Hinweise: „There´s a place out on the highway ´cross the San Bernardino line. (…) At seven the band comes in and locals dance the night away at Sleepy Joe´s Café.“ – und bis es eine Lösung dieses Rätsels gibt, schweifen die Sehnsüchte in die Ferne, genauer gesagt nach Sizilien, um im Caffè Caflisch der globalen musikalischen Kaffee-Kunst der Legenden zu lauschen.

Pins auf Jeans von BB King, Eric Clapton, Status Quo, Nashville, Stones, AcDC

Beim Einwurf von Münzen in die Jukebox stellt man sich die persönliche Hitparade zusammen.

Die unvergesslichen Melodien und der einzigartige Sound lassen auf eine Fortsetzung der unendlichen Geschichte der Kaffee-Musikära hoffen.